Europäisches Forum Alpbach 2023: „Teaching democracy with new technologies“

Demokratie mit neuen Technologien lehren? Um diese Frage - die auch im Rahmen unseres Dreijahresschwerpunkts "Embracing Technology: Lernen und Lehren mit neuen Technologien" eine Rolle spielt - drehte sich unser Workshop beim Europäischen Forum Alpbach 2023. Vier Expert*innen stellten ihre wissenschaftlichen und praktischen Erkenntnisse zur digitalen Demokratiebildung vor, darunter Jeanette Hofmann vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), Florian Tursky, Staatssekretär für Digitalisierung, Informationstechnologie und Telekommunikation, Ella Tanskanen, Planning Officer for Youth Engagement and Participation (Helsinki) und Matthias Zeppelzauer von der Fachhochschule St Pölten. Elisabeth Mayerhofer vom WHAT'S NEXT INSITUTE führte als Moderatorin durch den Vormittag. Im folgenden Gastbeitrag fasst sie die Workshop-Highlights zusammen. 

Vertrauen bleibt das zentrale Bindemittel in Demokratien

Florian Tursky, Österreichischer Staatssekretär für Digitalisierung, zeigte am Beispiel digitaler Wahlen, dass es gute Gründe geben kann, warum etwas, das technisch ohne Probleme machbar wäre, nicht umgesetzt wird. Denn digitale Wahlen in Österreich sicher durchführen zu können wäre managebar, die gesellschaftlichen Kosten dafür aber wahrscheinlich sehr hoch. Denn, würde die Bevölkerung diesem Prozess vertrauen und damit auch die Ergebnisse anerkennen? Tursky ging nicht davon aus. Daher wäre das Risiko im Verhältnis zum Nutzen unverhältnismäßig groß.

Prozess der Verständigung als Herzstück der Demokratie

Prof. Jeanette Hofmann arbeitete in ihrem Impuls die unterschiedlichen Entscheidungslogiken von KI und Demokratien heraus: Währendd KI auf eine richtige Entscheidung kommt, gehen wir in Demokratien davon aus, dass es mehrere Wege gibt, richtige Dinge und Dinge richtig zu tun. Dafür braucht es einen Prozess der Verständigung, der beim Decision Making durch KI nicht erforderlich ist. Es wird spannend, wie diese beiden Logiken in Zukunft unter einen Hut gebracht werden können.

Kontext-Kompetenz als Future Skill für Demokratien

Prof. Matthias Zeppelzauer vom Media Lab der FH St. Pölten stellte ein Forschungsprojekt zum Thema Counter Speech vor. Dabei kam klar heraus, dass Kontext-Kompetenz ein zentraler Skill für die Zukünfte der Demokratie ist. Denn ab wann eine Aussage zur Hate Speech wird, entscheidet in liberalen Demokratien unter anderem immer noch der Kontext.

Demokratie braucht Erfahrungs- und Erlebenisräume

Wer Menschen für Demokratie gewinnen will, der muss Erfahrungs- und Erlebnisräume schaffen, die eine "Demokratie-Experience" ermöglichen. Davon berichtete Ella Tanskanen die in der finnischen Hauptstadt Helsinki für das Jugendbeteiligungsprogramm zuständig ist. Begreifen wir Demokratie als theoretische Angelegenheit, die man vor allem aus Büchern lernt, werden wir vor allem die junge Generation nicht für Demokratie begeistern.

Inspiriert von den Inputs der Vortragenden tauschten sich die Teilnehmenden aus. Die Diskussionsfragen waren unter anderem: Was sind die Potenziale von neuen Technologien für Demokratie und Demokratiebildung, vor allem in Hinblick auf die Partizipation junger Menschen? Welche Kompetenzen benötigen Jugendliche, um online an demokratischen Prozessen teilnehmen zu können? Welche Rolle spielen Schulen im Kontext digitaler Demokratie?

Als Icebreaker-Activity bauten die Teilnehmenden aus LEGO einen Turm und hatten sichtlich Freude dabei.